Herkunft und Ursprung des Dales Ponies
Das Dales Pony kommt ursprünglich aus den oberen Tälern des östlichen Pennine Gebirges, welches sich von Derbyshire bis hin zu der schottischen Grenze zieht. Gezüchtet wurde das Dales Pony dort besonders in den höher gelegenen Gebieten, welche von den Flüssen Tyne, Wear, Allen, Tees und Swale dominiert werden. In dieser Region wurde vom römischen Zeitalter bis hin zu den 90er Jahren vor allem Blei abgebaut.
Dieser Teil Englands war besonders geeignet für die Bleiindustrie, da es sowohl Wind als auch Wasser für die Fertigung dieses Rohstoffes gibt.
Die Ursprungs-Geschichte
Das Rohblei wurde dann aus der Pennine Region zur nordöstlichen Küste gebracht, wo es dann auf Schiffe verladen wurde. Kohle für die Hochöfen wurde im Gegenzug dann wieder vom Hafen zu den Minen gebracht. Dies wurde anfangs von muskulösen Gewichtsträgern, den sogenannten Jagger Galloway Ponies, gemacht.
Im späten 17. Jahrhundert wurde das schottische Galloway Pony als der am besten geeignete Gewichtsträger gesehen und wurde dementsprechend in der Nähe dieser Minen gezüchtet, sodass immer genügend Nachwuchs für den schweren Transport vorhanden war. Die größten, stärksten Ponies und die mit dem meisten Bewegungsdrang wurden ausgesucht, um das Blei zum Hafen zu tragen. So kam es, dass die Jagger Galloways und die schottischen Galloways miteinander gekreuzt wurden und nach Jahrhundert langer Zucht dann der perfekte Gewichtsträger entstand: das Dales Pony.
Die schottischen Galloway Ponies waren bekannt für ihre besonders außergewöhnlichen Beine, wodurch sie Geschwindigkeit, Tragfähigkeit und Trittsicherheit auch bei rauem Wetter und steinigem Untergrund hervorragend vereinigen konnten. Dadurch erlangte auch das Dales Pony ein besonderes Maß an Kraft, nahezu eiserne Stabilität, Ausdauer und die Fähigkeit sich zügig über unwegsames Gelände fortzubewegen. Die Packtaschen enthielten weit über 100kg Blei, welches die Ponies mehrere hundert Kilometer über schwierigstes, unbefestigtes, englisches Land tragen mussten.
Das Dales Pony - Ein Nutztier
Die Fähigkeit Schweres tragen zu können war auch für britischen Farmer nicht ganz uninteressant und so kam es, dass auch diese die Dales Ponies für sich entdeckten. Das Dales Pony war schon damals sehr komfortabel zu reiten und ebenso stark für die schwere Arbeit auf dem Hof. Die Ponies konnten Wagen mit einem Ladegewicht von etwa einer Tonne über große Distanzen ziehen. So saß ein Farmarbeiter oft auf dem Dales Pony, während es die schwere Last auf dem Karren die englischen “Fells” hochzog. Dies schaffte das Dales Pony ebenso souverän im Winter, wenn tiefer Schnee die Landschaft verhüllte. Mit zwei Dales Pony vor einem einem Gefährt war es möglich den Acker zu pflügen, aber auch elegant im zügigen Trab größere Distanzen zu überwinden.
Im späten 18. Jahrhundert wurden die Straßen befestigt und es war deutlich einfacher Transporte durchzuführen. So wurde der Bedarf an schnelleren Pferderassen für die Post oder Reisekutschen höher. Das beliebteste Pferd dafür waren die Norfolk Cobs. Hier war besonders der Hengst Shales, welcher 1755 geboren und signifikant in das Dales Pony Blut integriert wurde. Noch heute kann man viele bekannte Blutlinien bis hin zu diesem Hengst zurückverfolgen. Dieser Zwischenkreuzung verdankt das Dales Pony seinem besonders schnellen Trab, mit welchem es problemlos hohe Distanzen ohne Pause hinter sich bringen kann ohne dabei seine Trag-und Zugfestigkeit zu verlieren.
Auch Treu im Krieg
Am Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in England eine große Nachfrage für ein Pony, welches die schwere Munition und die Kanonenwagen der Britischen Armee ziehen konnte. Hier wurden viele Clydesdale Hengste, welche durch den Lake District zogen, mit dem Dales Pony gekreuzt, um eben diese Fähigkeit noch weiter auszubauen. Dies war zwar sehr effizient für die Farmer, aber eben auch eine Gefahr für das reine Blut dieser Rasse. So kam es, dass 1916 ein Vorläufer der heutigen Dales Pony Society gegründet wurde. Diese Vereinigung eröffnete ein stud book, welches eben die Souveränität der Rasse beschützen sollte. Noch heute werden die weißen Abzeichen der Dales Ponies auf die Clydesdale Pferde zurückgeführt.
Zwischen 1923 und 1924 übernahm die Britische Armee 200 Dales Ponies, um sie in den beiden Weltkriegen als Tragetiere zu nutzen. Im zweiten Weltkrieg erlebten die Dales Ponies sogar eine neue Hochzeit, denn nun waren die Treibstoffpreise wieder um ein Vielfaches gestiegen und so konnten die Farmer ihre Traktoren nicht mehr tanken. Somit wurde das Dales Pony erneut wieder für die schwere Ackerarbeit genutzt. So kam das Dales Pony stark aus den Kriegen hervor und konnte sich erneut hervorragend unter Beweis stellen.
Die Zeit der schweren Arbeit ist vorbei.
Am Ende der 50er Jahre war Transport, aber auch Farmarbeit vor allem von Maschinen dominiert, sodass die Dales Pony Society sich nach neuen Zuchtzielen umsehen musste. So wurde in den 70er Jahren eine Bewertungsrichtlinie für gezüchtete Dales Ponies entworfen, welche bis heute Anwendung findet. Ponies werden bei regelmäßigen Shows gerichtet und Sieger:innen werden gekürt, um das bestmögliche Blut weiter zu erhalten. Zwar nahmen die Fohlen von Jahr zu Jahr zu, doch aktuell gibt es so wenig Nachwuchs wie noch nie. Weit weniger als 50 Fohlen gab es 2022 auf der ganzen Welt.
Ein wahrer All-rounder
Das Dales Pony wurde gezogen für einen speziellen Nutzen in einem rauen Einsatzgebiet. Doch als die Anforderungen sich rasch änderten, konnte sich das Dales Pony schnell und erfolgreich anpassen. Diese Fähigkeit ist noch heute von großem Belang und ist das, was die Dales Pony Community ausmacht. Die Kombination von Kraft, Wendigkeit, Ruhe, Anpassungsfähigkeit, Mut, Trittsicherheit, und Intelligenz macht das Dales Pony ein Reit- und Fahrpony der ersten Klasse. Ein wahrer All-rounder.
Dales Ponies in ihrer Heimat